Richtig Essen

GfE- Gesellschaft für richtiges Essen und Lebensgestaltung e.V.

Der Staat darf der Wirtschaft nicht jede Freiheit lassen.

Erstellt von r.ehlers am Freitag 12. Oktober 2012

Sachbezug: Körpergewicht + Serotoninaufbau

Rolf Ehlers

Ich schreibe hier einmal einen grundsätzlichen kleinen Beitrag zur Politik und zur Gesundheitspolitik, der am Rande auch mit den aktuellen politischen und wirtschaftlichen Verwerfungen zu tun hat. Er hat natürlich auch zu tun mit der Esskultur und unseren Möglichkeiten, uns ein Leben lang gesund und schlank zu halten (wo der Staat schon nicht tut, was seine Aufgabe sein sollte).

 

Die Rolle von Staat und Wirtschaft in fast allen Ländern der Erde (ausgenommen ganz sicher  das kleine Bhutan, das das Glück des Volkes zum Staatsziel gemacht hat) erinnert mich stark an die  Zwei-Schwerter-Theorie (oder: Zweischwerterlehre) über das  Verhältnis zwischen kaiserlicher und päpstlicher Macht und Gewalt im frühen Mittelalter. Damals wie heute geht es nur um die Verteilung der irdischen Macht, wenn  im Mittelalter auch beide Seiten beanspruchten, ihr Amt von Gottes Gnaden erhalten zu haben.

Heute haben wir zu tun mit rein säkulären Mächten, wenn auch mit unverminderter Arroganz der Mächtigen. Dass weite Kreise der Hegemonialmacht USA in der Wahnvorstellung befangen sind, dass gerade ihr kriegslüsternes  Land „Gods own country“ sei, ist in diesem Zusammenhang ohne Bedeutung.

Anders als im Mittelalter, als die höchste Macht ständig zwischen Kaiser und Papst hin und her wogte, haben wir heute eine klare Konzentration der Macht bei den Betreibern der Wirtschaft. Die meisten Länder der Erde geben sich heute zwar demokratisch, durchweg geht in ihnen aber die Ausübung der Macht entweder direkt von der Wirtschaft aus oder indirekt von ihr, indem sie sich die von den Völkern gewählten Repräsentanten gefügig  gemacht haben (Stichworte:  Lobbykratie, Korruption und Druck).

Schritt für Schritt haben alle Staaten der westlichen Welt ihre Leistungen zur Daseinsvorsorge  zurückgefahren.  Was dem Staat an Aufgaben genommen werden konnte, wurde und wird weiter „dereguliert“. Bei uns liegen Versorgung und Entsorgung fast ganz in Privathand, meist der der großen Konzerne. Seither gibt es bei allen Leistungen, sei es Strom, Gas, Wasser, Abwasser, Kraftstoff,  Ressourcen und Produktion von Gütern und ihre Verteilung, selbst bei der Erbringung von Dienstleistungen wie der Arbeitsvermittlung  kaum noch andere als private Anbieter. Die USA lassen schon private Firmen ihre Kriege führen und ihre Strafgefangenen verwalten.  Die Kanzlerin Merkel lief noch kaum rund in der Spur, die sie ins Amt brachte, als sie schon ständig wiederholte: „Die Wirtschaft muss frei sein!“  Der die Freiheit immer weder betonende  Bundespräsident Pastor  Gauck  erklärte  gerade, dass auch nach seiner Meinung  „Wirtschaft auch immer frei sein“ müsse.

http://www.bild.de/politik/inland/maybrit-illner/helmut-schmidt-attackiert-merkel-26439750.bild.html

Aber die Freiheit des Einen ist doch gerade die Unfreiheit des Anderen! Ist die Wirtschaft so frei, dass sie nach Belieben auch gegen das Allgemeinwohl handeln kann,  ist der Bürger nicht frei.

Eine ganz besonders missliche Konsequenz dieser –wie auf Order –  weltweit betriebenen angeblich alternativlosen  Deregulierung ist, dass es bei den Kosten der in der Daseinsvorsorge zu erbringenden Leistungen nur die Einbahnstraße in Richtung auf immer weitere Erhöhung der Kosten gibt. Oder hat es je eine Initiative gegeben,  alternative Energien zu fördern, die den Strom für die Verbraucher billiger macht? Stattdessen wird uns vorgemacht, dass es unumgänglich sei, dass wir Verbraucher die bei den Konzernen anfallenden hohen Kosten für alternative Energien  bezahlen müssen. Die Selbstaufgabe  staatlicher Einflussnahmen geht heute bis in den Kern der Staatsgewalt, indem  die Staaten sich im Zuge der Finanzkrise freiwillig unter die Kuratel staatsfremder  undemokratischer internationaler Finanzaufsicht stellen (ESM, Fiskalpakt), die  ihrerseits aber nur privaten Gläubigern  zuarbeiten.

Diese üble  Entwicklung im Staate spart keinen Bereich des öffentlichen Lebens aus. Ganz besonders nachteilig sind ihre Auswirkungen für alle Betroffenen  – außerhalb der beteiligten Wirtschaft – im regelrecht verkommenen Gesundheitswesen. Wie weit sich der Staat im Gesundheitswesen willentlich aus der Verantwortung hat herausdividieren lassen, hat niemand so klar und deutlich gesagt wie der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer im ZDF-Interview vom  22.11.2008, in dem er ausdrücklich monierte, dass seit mehr als 30 Jahren von der Pharmalobby jede sinnvolle strukturelle Verbesserung im Gesundheitswesen torpediert worden sei (http://www.youtube.com/watch?v=zLkT0EHI3sY).

Unter diesen Vorzeichen ist leider auch jede Bemühung vergebens, das Gesundheitswesen so effizient zu machen, dass die Menschen weit weniger häufig krank werden und dass die Unterhaltung des  Systems sehr  viel weniger Geld kostet.  Die Medien schreiben schon fast gar nicht mehr darüber, obwohl jedem Experten klar ist, dass der Paradigmenwechsel weg vom heutigen „Krankheitsbehandlungssystem“  zu einem Gesundheitssystem, das den Namen wirklich verdient, absolut sinnvoll ist und jederzeit angegangen werden kann.

Das neue System muss folgende Grundregeln beachten:

1.       Die allgemeine Vorkehrung gegen Krankheiten (Vorbeugung, Prävention) und gezielte Interventionen gegen ihr Auftreten (Prophylaxe) sind die mit Abstand wichtigsten Aufgaben des Gesundheitswesens.

2.       Nur Katastrophen wie Epidemien, Endemien oder Seuchen, die die Medizin aber glücklicherweise heute weitgehend im Griff hat, beanspruchen im akuten Fall eine noch höhere Priorität.

3.       Die Reaktion auf einmal eingetretene Krankheiten im Sinne ihrer Bekämpfung (Heilung) und der Linderung ihrer Folgen (symptomatische Behandlung), so unverzichtbar sie im Interesse der Betroffenen auch ist, steht in der Bedeutung weit hinter der Aufgabe, die Krankheiten gar nicht erst zur Entstehung kommen zu lassen.

Dieses Konzept wäre dann falsch, wenn man sich von der Verlagerung des Schwerpunkts hin zu den Vorkehrungen gegen das Auftreten von Krankheiten   nicht viel versprechen könnte oder wenn die Umstellung  nicht umsetzbar wäre. Dem ist aber beileibe nicht so.

Niemand zweifelt daran, dass  es jährlich viele Millionen von Neuerkrankungen nicht gäbe, wenn es in der Bevölkerung allgemein üblich wäre, sich unter Nutzung der vorhandenen reichen Angebote an Lebensmitteln richtig zu ernähren und wenn wir uns mehr bewegten.  So einfach ist das wirklich!

Wenn wir anfangen, jedem Schüler beizubringen, welchen Wert unsere Nahrung hat, wie man sie klug auswählt und schonend zubereitet, welchen Wert zudem der regelmäßige Konsum von ein wenig roher Nahrung hat,  ferner wie wichtig es ist, Essenszeiten einzuhalten und sich nicht fortwährend mit Snacks und Knabbersachen zuzustopfen, funktionieren wir Menschen in der großen Zahl am Ende ohne jede weitere Bemühung regelrecht und perfekt

1.       Unsere Körperzellen und unsere Organe arbeiten ganz nach dem Plan der Natur, wenn wir all die für den Ablauf der komplexen Wirkzusammenhänge im Körper wichtigen Mikronährstoffe auch in regelmäßigen Abständen erhalten. Dies lässt auch unser Immunsystem perfekt arbeiten und sichert die Funktion der vielfältigen Reparatursysteme unseres Körpers.

2.       „Mens sana in corpore sano sit“.  Die Gesundheit des Körpers durch richtige Ernährung und Lebensführung ist zudem mit der Herstellung der zentralnervösen hormonellen Balance eine sichere Basis für die vollen Funktionen von Geist und  Gemüt.

Weil unser antiquiertes „modernes“ Gesundheitssystem  unzulänglich ist, weil es untätig abwartet, bis wir nach Jahren unvernünftigen Lebens den Zivilisationskrankheiten anheimfallen, um dann bis zum Tode von einer Krankheit nach der andern gequält zu werden,  reicht es sehr vielen Betroffenen längst nicht mehr. Diese setzen dann auf – sehr oft ungewisse – Alternativen, die inzwischen zu einer Nebenerscheinung des Gesundheitswesens geworden sind, in der jährlich wieder neue Milliarden ausgegeben werden. Die Schulung von klein auf  in der notwendige Vorbeugung gegen Krankheiten bleibt aber auch dabei auf der Strecke.

Verteidiger des heutigen Gesundheitswesens werden geltend machen, dass es doch auch heute eine umfassende Aufklärung über die richtige Ernährung und die Lebensführung gäbe. Schließlich predigt die halboffiziöse Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) mit Rückendeckung des Bundesgesundheitsministeriums und der landesweiten Gesundheitsämter, dass wir uns nur abwechslungsreich und vielseitig ernähren und genügend Bewegung in unser Leben lassen sollen. All diese Kampagnen bewirken aber nichts. Nötig ist nämlich im Range noch weit vor der Förderung von mehr Bewegung eine grundlegende Änderung im Essverhalten fast der ganzen Bevölkerung. Diese kann man nicht durch die Ausbildung von DGE-Ernährungsberatern, durch Pressemitteilungen und Kampagnen wie „5 am Tag“ herbeiführen. Der Staat kann seiner Verantwortung für das Wohl seiner Bürger nicht gerecht werden, wenn er nicht mit Vorrang die vorhandenen Gelder dafür einsetzt, dass jeder Mensch, der lesen und schreiben lernen muss, auch das Kochen lernt und  was damit zusammenhängt. Inder Konsequenz heißt  das: Jede Schule muss auch eine Kochschule sein.

Wenn wir von klein an lernen, was es braucht,  erfahren wir auch einige besondere Bedingungen um gesund bleiben zu können, die sich aus unserer Abkehr von den evolutionär entstandenen Wegen der  Natur ergeben, beispielsweise aus der Abtötung der Nahrungsenzyme durch langdauernde Behandlung der Nahrung mit hohen Temperaturen. Wir lernen dann auch, dass wichtige Stoffe wie das sich in der Sonne bildende Hormon D3, das als Vitamin bekannt ist, oft knapp sind oder dass gerade Älteren oft essenzielle Zucker fehlen, die für den Aufbau von Knorpelmasse benötigt werden. Glücklicherweise sind es nur wenige Dinge, die man ergänzend beachten muss. Hält man sich aber auch an diese, ist es für jeden Menschen leicht, sich gut zu versorgen und in Gesundheit und Wohlbefinden ein hohes Alter zu erreichen.